Ich bins schon wieder, euer hyperaktiver Alea-Aquarius-Analyst. Wer meine Analysen noch nicht gesehen hat, hier. Ende der Werbung, kommen wir zum Thema. Spoiler Band 6. Achtung Schimpfwörter, ja ich bin wirklich wütend.
Ich will mich heute nur kurz über etwas beschweren, was mir schon vor Monaten bei meinem ersten Durchlesen des Fluss des Vergessens aufgefallen ist. Jetzt liegt aber die kritische Seite gerade aufgeschlagen vor mir und... nun ja, ich habe mich wieder so aufgeregt wie damals. Also muss jetzt ein Blogpost daraus werden. Argh.
Kapitel „Marianne“, Seite 43ff. Marianne ist tot. Alea ist emotional völlig zerstört. Und hier kommt das Jugendamt in Form des „Krawattenmannes“, namentlich Bianchi. (Der Name klingt schon so nach Arschloch, so hätte TS Orion nennen sollen.) Plus Aleas neuer Pflegeeltern, die genauso unangenehm wie der Kollege vom Amt sind. Alle drei wollen Alea einfach so schnell wie möglich bei den neuen Ersatzeltern unterbringen, und ihnen ist so ziemlich alles scheißegal. Im Endeffekt führt das dann auch dazu, dass die Kinder wieder abhauen. Verständlich.
Ich möchte kurz mein vergangenes Ich sprechen lassen, indem ich euch meine Notizen vom 25.12.2020, 14:32 präsentiere:
Spaß, das kann ja niemand lesen. Hier in Textform:
S. 45: Das Jugendamt verhält sich nicht so. Es geht primär um das Kindeswohl. Eine Zwölfjährige nach dem Tod ihrer Pflegemutter, welchen sie selbst miterlebte, an die neue Pflegefamilie abzugeben, während das Kind offensichtlich ein Trauma hat und psychische Behandlung benötigt, widerspricht jeder Logik. Ja, das JA [Jugendamt] möchte Alea schnell weiterverweisen. Aber das Kindeswohl muss dennoch höhere Priorität haben.
Lange Rede, kurzer Sinn: Diese Darstellung des Jugendamtes ist so lächerlich weit von der Realität entfernt, dass es mich wütend macht. Lasst mich erklären.
Das Jugendamt in Deutschland ist für alles Mögliche mit Kindern und Jugendlichen zuständig, aber unter anderem wie hier für die Zuweisung von Waisenkindern an Pflegeeltern und die Adoptionsvermittlung. Und die Leute, die im Jugendamt arbeiten, sind keine Deppen vom Dienst, keine Verwaltungsangestellte oder Sacharbeiter. Das sind (vermutlich auch gesetzlich vorgeschrieben) pädagogische Fachkräfte, Sozialarbeiter, die in dieser Art von sozialer Arbeit ausgebildet bzw. eher studiert sind und umfassende Kenntnisse haben, wie man mit schwierigen Kindern und Jugendlichen, aber auch schwierigen Eltern umgeht. Ich kenne mehrere Leute, die im Jugendamt arbeiten, und ich habe größten Respekt vor ihren Fähigkeiten und der Arbeit, die sie tun. Natürlich ist der Job nicht immer spaßig, wie unser fiktiver Herr Bianchi vorführt. Aber trotzdem sind das Profis, die wissen, wie viel Auswirkung ihre Entscheidungen auf das Wohl des Kindes haben können.
Da wären wir wieder, das Kindeswohl. Gehen wir mal wie in der echten Welt den Fall Alea durch. Das betroffene Kind verschwindet vor zwei Monaten, nachdem die Pflegemutter ins Krankenhaus eingeliefert wird. Die möglichen Nachfolge-Pflegeeltern springen nach und nach ab, da sie kein Interesse an einem Ausreißerkind haben. Dann taucht sie wieder auf, nur um den Tod ihrer Pflegemutter mitzuerleben.
Jeder vernünftige Mensch, der auch nur einen Funken Menschlichkeit in sich hat, mal ganz abgesehen von einer pädagogisch-psychologisch geschulten Fachkraft, wird sich in diesem Moment denken: Dieses Kind ist traumatisiert. Es hat den Tod einer Person miterlebt, die ihm allem Anschein nach sehr nahestand. Für das Kind ist die Pflegemutter die vermutlich einzige Bezugsperson. Das Kind ist pubertär, was eine besondere emotionale Sensibilität mit sich bringt. Die Frage, die sich jeder anständige Jugendamtsmitarbeiter stellen sollte, ist: Was ist jetzt das Beste für das Kind? Denn das ist wortwörtlich sein Beruf. Sein gottverdammter Beruf, zum Teufel noch mal, Tanya Stewner! Entschuldigung. Es macht mich wütend.
Dem Jugendamt wäre es egal, wenn man das Kind erst einmal in eine soziale Einrichtung zusammen mit anderen Kindern stecken muss, um ihm Zeit zum Trauern zu geben. Vielleicht braucht es auch einen Trauerbegleiter oder andere psychologische Hilfe. Gerade bei einem Kind ohne Bezugspersonen mit Einzelgängerverhalten ist es nicht absehbar, ob sich nicht schlimmere psychische Probleme entwickeln könnten.
Also Zusammenfassung: Natürlich handelt es sich wie üblich um ein fiktives Werk. Weil TS aber wie üblich reale Instanzen wie das Jugendamt verwendet, finde ich das absolut respektlos gegenüber dem realen Jugendamt, und zum anderen wieder einmal eine grobe Realitätsverzerrung, die Alea Aquarius, was eigentlich irgendwie in der echten Welt spielen soll, weiter von der Realität entfernt. Und ich glaube auch nicht, dass die komischen Pflegeeltern in Echt so viele Pflegekinder bekommen könnten. Da würde dann das gleiche passieren wie bei Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen.
Das war lustig, beziehungsweise auch nicht. Wir sehen uns auf YouTube mit einem hoffentlich fröhlicheren Thema. ~ kleines Filmröllchen klfr RedditWebsiteWattpad 15:02, 29. Mär. 2021 (UTC)